Biel - Schweiz - 16-18. Juni 2011

Aufzeichnungen mit dem Forerunner 305

Erster Teil bis Kirchberg in Sporttracks

Zweiter Teil ab Kirchberg in Sporttracks

Die 53. Bieler Lauftage fanden in diesem Jahr vom 16. – 18. Juni statt. Der 100km-Lauf ist im Prinzip schon ein historisches Ereignis. Was 1959 mit ein paar Läufern begann, entwickelte sich zum größten seiner Art weltweit und zählt als Wertungslauf zum Europacup der Ultramarathons.

„Einmal musst du nach Biel“ ist einer in der Läuferszene bekannter Spruch. Diese 100km Strecke zu bezwingen, erzeugt schon einen gewissen Respekt, da man nicht wenige Höhenmeter zu bewältigen hat und weil er durch die Nacht gelaufen wird. Biel ist bekannt, zählt, wie bereits erwähnt, mit zu den größten Ultraveranstaltungen der Welt. Gerade darum, so mein Eindruck, wagen sich viele Läufer mit Marathonerfahrung erstmals an den "Langen". Wer sich die 100km nicht alleine zutraut, kann sich den Lauf mit mehreren teilen oder am Nachtmarathon, Halbmarathon oder anderen Laufwettbewerben teilnehmen.

Eigentlich wollte ich, so beschlossen nach dem Finish im letzten Jahr, hier nicht mehr starten. Nach den Strapazen und der hohen körperlichen Belastung sollte Biel eine einmalige Sache bleiben. Dennoch entschied mein Geist hier wieder zu starten, einmal, weil die Trainingsvorbereitungen im Frühjahr bestens liefen und ich viel mehr Kilometer bis zum Startpunkt in den Beinen als 2010 hatte. Auch noch ein Grund waren die in den Trainingsvorbereitung einbezogene "Harzquerung" und der Supermarathon beim Rennsteiglauf im Mai.

Dies war nun mein zweiter Start, aber ich muss auch sagen, dass ich mich beinahe nicht angemeldet hätte, ich hätte es auch später bereut. Obwohl ich schon einen Tag früher mein Zelt auf dem Campingplatz am See aufstellte nutzte ich noch nicht am Donnerstag die Möglichkeit zur Nachmeldung. Also fast bis vor Toresschluss wartete ich bis zur Anmeldung, weil die Regenprognose für Freitag bei etwa 90% lag. So kam es, dass es am späten Nachmittag zu schütten anfing. Nur der schwächer werdende Regen gegen 20:00 Uhr bewegten mich dann doch am Start teil zu nehmen. Der Startpreis von etwa 115,- € spielten dabei keine Rolle, denn die waren ja schon vorher eingeplant. Nun hatte ich noch ca. 2 Stunden Zeit um mich vorzubereiten. Auch mein kleines Zelt räumte ich sicherheitshalber aus, nicht das es über Nacht bei Dauerregen noch absäuft, was dann auch passierte.
Der Startort war nicht mehr wie bisher mit dem Zielort identisch, sondern lag im Zentrum am Kongresscenter vor dem Bahnhof in Biel, etwa 1,5 km entfernt. Kein Problem, im Gegenteil, denn der Start ist somit attraktiver als der alte Startort. Zum Startzeitpunkt kam sogar nichts vom Himmel runter und es war nicht zu warm und zu kalt, etwa 20°C. Ich startete also in kurzen Sachen, hatte aber sicherheitshalber meinen kleinen Laufrucksack dabei in der ich ein paar Sachen zum Wechseln und die Regenjacke mitführte, die ich dann auch ab ca. Kilometer 25 benötigte.
Pünktlich um 22:00 Uhr wurde der Lauf gestartet und führte durch die geänderte Strecke ein paar Kilometer in einem Rundkurs durch die Innenstadt von Biel bis er dann nach ein paar Kilometer auf der herkömmlichen Strecke weiterführte.

Fest vorgenommen, dieses Mal nicht zu schnell anzugehen, war im diesem Jahr mit die höchste Priorität. Ich hielt mich daran, im Gegensatz zum letzten Jahr. Auch ließ ich mich nicht von den Laufbekannten Mario und Heiko Blasche verleiten. Wir starteten zusammen, aber ich ließ die Brüder gleich Anfangs ziehen, sie sind ja auch sonst die schnelleren Läufer.

Auf den ersten Kilometern vielen mir die vielen Marathon/Halbmarathonläufer und Nordicwalker auf. Die Strecke war plötzlich durch die Massen ganz schön voll, leichte Behinderungen folgten, besonders von den langsamen Walkern. Wo kamen die denn plötzlich alle her. Wie sich nun später herausstellte, gab es eine fatale Panne bei der Streckenführung für diese Teilnehmer. Eigentlich sollten sie eine Zusatzrunde durch die Stadt laufen, aber sie wurden fehlgeleitet und damit war ihre Strecke um 7km! kürzer und wurde auch so gewertet. Mal gut das es diese Panne auf unserer 100er Strecke nicht gab.

Dafür gab es bei mir anfangs auch gleich eine Panne. Meine Kopflampe zerfiel in ihre Einzelteile beim herausziehen aus der Tasche, warum hatte ich sie nicht gleich beim Start aufgesetzt. Die Batterien verlor ich, somit war sie unbrauchbar und meine zweite Ersatzlampe lag im Auto?! Nun war ich auf das Licht der Anderen angewiesen. Bei trockener Wegstrecke vielleicht nicht so das Problem, aber da es regnete war das nun doch ein Problem. Es gab sehr viele Pfützen, die nun teilweise direkt durchlaufen wurden. Gott sei Dank hatte ich meine alten Schwarzen wegen des Wetters angezogen, die sind etwas dichter als die neuen Kayanos mit denen ich sonst laufe. Es kam aber trotzdem, dass die Schuhe irgendwann durchnässt waren. Erstaunlicherweise störte es mich aber nicht sonderlich, vielmehr machte mir die Nässe am Körper immer mehr Sorgen. Die so genannte Regenjacke war nun ab Kilometer 40 am Oberköper und den Armen fast durchgeweicht, es wurde mir leicht kalt was sollte ich tun. Ausziehen kam nicht in Frage, denn der Regen und der teilweise leichte Wind hätten mich noch mehr ausgekühlt. Ich konnte auch nicht verstehen das viele, sehr viele ohne Jacke unterwegs waren, vielleicht auch der Grund für die etwa 240 Aussteiger (ca 20% der Starter) auf den ersten 56 km. Ich behielt die Jacke also an.

Im Gegensatz zum vorigen Jahr lief ich sämtliche Anstiege bis Kirchberg, machte nur kurze Pausen an den Verpflegungspunkten, es ging mir also ansonsten gut.

In Kirchberg angekommen, es regnete nun auch etwas weniger, freute ich mich auf die trockenen Sachen. Also Schuhe gewechselt, Oberkörper und Füße abgerubbelt, frisches T-Shirt angezogen und zweiten Garmin am rechten Arm angelegt. Leider hatte ich keine zweite Jacke zum wechseln, also die feuchte Jacke wieder an, die trocknet ja schnell wenn es nicht mehr regnen sollte. Die ganze Prozedur dauerte etwa 10min, dann wollte ich wieder los, aber ein kräftiger Schüttelfrost legte mich lahm, ich hatte kaum noch Kontrolle über meinen Körper. Einem Sanitäter fiel das auf, der schickte mich wieder in den Räumen, hier wurde ich in Decken gehüllt und auf eine Liege verwiesen. Aus 10min wurden nun etwa 50min! Zwangspause, meine Euphorie lag nun im Keller, aber immerhin konnte ich jetzt wieder weiterlaufen und inzwischen war es schon hell geworden, denn der nun folgende Emmendamm, der berühmte Pfad, ist auch im Hellen und dann noch bei nassen Untergrund nicht einfach zu laufen. Man muss sehr konzentriert auf den unebenen Weg achten, es gab hier schon viele Stürze. Da es nun seit Kirchberg nicht mehr regnete, traute ich mich von meiner Jacke zu befreien und band sie mir um den Bauch, den Laufrucksack hatte ich ja nun nicht mehr dabei. Vor einer Stunde hatte ich noch diesen starken Schüttelfrost und jetzt fror ich nicht mehr.

 

Ab den 3. Teilabschnitt, etwa bei Kilometer 76 fing es wieder stark zu Regnen an und nun auch noch begleitet durch einen zeitweise störenden Gegenwind. Der Regen hörte nicht mehr bis zum Zieleinlauf auf. Vor Kirchberg hatte ich noch den Gedanken an eine Zeit weit unter 12 Stunden, denn rein körperlich wäre ich heute dazu in der Lage gewesen, wenn die Nässe nicht gewesen wäre. Ich ließ mir nun mehr Zeit auf den letzten 25km und legte an den Anstiegen, wie viele andere auch einige Gehpausen ein. Ich überholte fasst nur noch. Die letzten 9-10km lief ich dann durch.

 

Im nachhinein habe ich meine Zeit gegenüber dem Vorjahr um über eine Stunde verbessert. Im Ziel hatte ich so gut wie keine Ermüdungserscheinungen, fühlte mich eigentlich körperlich ganz gut. Mein durchnässter Körper machte nun auch nicht mehr die Probleme, es waren ja auch ein paar Grad wärmer als in der letzten Nacht. Bedingt durch die nassen Schuhe und Strümpfe hatte ich mir doch eine paar kleinere Blasen an den Zehen eingelaufen. Im ganzen bin ich froh, wie schon erwähnt, den Lauf doch noch gestartet zu sein. Im vorigem Jahr stand ja fest, dass ich hier nicht mehr starten werde, aber nun bin ich für einen 3. Start nicht abgeneigt. Der Termin ist Anfang Juni für mich arg früh, denn Biel habe ich bisher mit meinem Jahresurlaub verbunden. Warten wir es ab, angemeldet wird sowieso erst kurz vor Toresschluss.

 

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POSITIV

- ich habe es wieder geschafft und bin froh, dass ich mich doch noch angemeldet habe

- Nachmeldung ohne Probleme

- Versorgungsstellen unterwegs waren wie immer gut ausgestattet, es fehlte allerdings Salz, die warme Brühe ist nicht jedermanns Geschmack

- nach dem Zieleinlauf etwas bessere Getränkeversorgung und Medaillenübergabe als im letztem Jahr

- weniger Fahrradbegleiter, da nur noch max. einer pro Läufer erlaubt ist

- immer freundliche und gute Stimmung verbreitende Helfer, trotz des miesen Wetters

- kostenloses Zelten direkt am Bieler See mit Zugang zum Strandbad

 

NEGATIV

- in Biel nach wie vor schlechte bis keine Verkehrsleitführung mit Schilden zum Veranstaltungsort (jedenfalls am Donnerstag), gut wer  ein NAVI besitzt

- der gesamte neue Veranstaltungsort mit den beiden Großzelten wirkt unaufgeräumt, improvisiert

- Toiletten und Duschen (ca. 8 für über 1000 Teilnehmer) waren eine Zumutung

- vorhandene Infrastruktur in unmittelbarer Nähe wurde nicht mitgenutzt

- wiederholt schlechte Zielverpflegung

- weiterhin gestiegene, zu hohe Startgebühr für das Gebotene

- Essen und Getränke des Cateringservice im Zelt zu teuer

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12:16:58 = 100,00 km   

Zwischenzeiten:

 38,0 km = 4:19:15 = Oberramsern = 38,4 km Strecke laut Forerunner 4:19:45

 56,0 km = 6:21:32 = Kirchberg = 56,2 Strecke laut Forerunner 6:21:41

76,5 km = 9:29:50 = Bibern = 77,80 km laut Forerunner 8:40:41+Pause in Kirchberg von 49:30

Der Akku des Forerunners hielt bis zum Schluss durch, brauchte also die Zeit der zweiten Reserveuhr (ab Kirchberg aufgezeichnet) nicht auswerten!