
Biel - Schweiz - 11/12. Juni 2010




Erster Teil bis Kirchberg in Sporttracks
Zweiter Teil ab Kirchberg in Sporttracks
Die 52. Bieler Lauftage fanden in diesem Jahr vom 10. – 12. Juni statt. Der 100km-Lauf ist im Prinzip schon ein historisches Ereignis. Was 1959 mit ein paar Läufern begann, entwickelte sich zum größten seiner Art weltweit und zählt als Wertungslauf im Europacup der Ultramarathons.
„Einmal musst du nach Biel“ ist einer in der Läuferszene bekannter Spruch. Diese 100km Strecke zu bezwingen, erzeugt schon einen gewissen Respekt, da man nicht wenige Höhenmeter zu bewältigen hat und weil er durch die Nacht gelaufen wird. Biel ist bekannt, zählt, wie bereits erwähnt, mit zu den größten Ultraveranstaltungen der Welt. Gerade darum, so mein Eindruck, wagen sich viele Läufer mit Marathonerfahrung erstmals an den "Langen". Wer sich die 100km nicht alleine zutraut, kann sich den Lauf mit mehreren teilen oder am Nachtmarathon, Halbmarathon oder anderen Laufwettbewerben teilnehmen.

Ich entschloss mich, etwa 1 Jahr früher an dieser „Nacht der Nächte“ teilzunehmen. Da man ja nun nicht ganz unvorbereitet starten sollte, zog ich die zuvor im Frühjahr gelaufenen Marathons und den Rennsteiglauf in die Vorbereitung mit ein. Somit hatte ich etwa 900km in der Vorbereitung absolviert, das sollte reichen.
Dies war nun mein
dritter Start bei einem Lauf über 100km, aber diesmal kein flacher Rundkurs wie
bei dem ehemaligen Altmark-Man.
In Biel war ich auch auf mich alleine gestellt, entsprechende Zwangspausen alle
10km gab es nicht einzuhalten. Viele
Läufer nutzten die Möglichkeit, sich von einem Partner per Rad über den größten
Teil der Strecke begleiten zu lassen. Meiner Meinung nach ist das aber überhaupt
nicht nötig, denn die Streckenversorgung und Absicherung ist sehr gut organisiert.
Vielleicht erzeugt aber die Begleitung bei dem einen oder anderen ein Gefühl der
Sicherheit, der Veranstalter wird sich schon sicher was dabei gedacht haben
einen Fahrradbetreuer pro Läufer zuzulassen. Ich jedenfalls verzichtete auf eine
Begleitung, denn das macht ja gerade den Reiz aus, auf sich alleine gestellt zu
sein. Bei z.B. einem Rundkurs von 10x10km hat man die Möglichkeit irgendwann seine Sachen bzw.
Schuhe zu wechseln, falls es Regnet ist das ein gutes Gefühl. Hier in Biel wurde
die Möglichkeit geschaffen, einen persönlichen Kleidersack nach Kirchberg
bringen zu lassen, welches Angebot ich auch nutzte.
Da ich nach Biel einige Tage Camping-Urlaub in der
Schweiz geplant hatte, kam mir die Möglichkeit zum Campieren in der
unmittelbaren Nähe des Start- und Zielbereichs sehr entgegen. Somit entfielen
die langen Wege zwischen Unterkunft und Wettkampfort.
Recherchen im Internet, Erfahrungen vom Rennsteig und
Altmark-Man, fehlende Streckenkenntnis und Höhenprofil, all dies berücksichtigte
ich für eine realistische Zielzeit zwischen 13-14 Stunden. Unter 12 Stunden
wären nur möglich, wenn dann alles in dieser Laufnacht gepasst hätte. Der Lauf wurde dann pünktlich am
Freitag um 22 Uhr am Eisstadion gestartet. Einzelstarter waren etwa 1600
Gleichgesinnte, wovon 1260 die volle Strecke schafften. Gleich vorneweg, der befürchtete Regen
blieb aus. Bei kurzen Strecken vielleicht kein Thema aber bei solch einer langen
Strecke hätte der schon einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf und Planung
genommen.
Fest vorgenommen,
dieses Mal nicht zu schnell anzugehen, war wieder wie so oft mein Anfangstempo
zu schnell. Ein Grund waren bestimmt die Anfeuerungen der vielen Menschenmassen auf den ersten 5-6
Kilometern durch die Stadt. Ein Zitat auf Laufreport bestätigt
"Am Zentralplatz war Citylauf-Atmosphäre und das, obwohl
der Tag zur Neige ging. Die Kunst sich von Gejohle und den Anfeuerungen nicht
verleiten zu lassen, gleich in der ersten Stunde das Pulver zu verschießen, ist
nicht allen gegeben". Anfangs traf ich dann auch erstmals auf drei
Lauffreunde von den Stendaler Haeders. Die Jungs hatte ich schon lange vor dem
Start gesucht und leider nicht angetroffen. Eine Weile lief ich dann mit Peter,
Dirk und Mario mit, ließ sie dann aber ziehen, ihr Tempo wollte ich dann doch
nicht laufen. An dem ersten langen Anstieg nach Bellmund kam ich dann doch schon
ganz schön ins Schwitzen, mehr als eigentlich gewohnt. Hier oben gab es einen
fantastischen Ausblick nach Biel zurück. Es wurde nun zusehends dunkler, da nun
auch teilweise die Straßenbeleuchtung fehlte und von den Straßen auf schmalere Feldwege
ausgewichen wurde. Es war nun Zeit mit eigener Kopflampe zu laufen. Viele Läufer
verzichteten auf diese, ließen sich von anderen den Weg zeigen. Wenn also keiner
einer Lampe bei hätte, was dann, es war bewölkt und Neumond, also stockfinster.
Ich hätte als Veranstalter eine Lampe zur Pflicht gemacht, na gut, später kamen
ja dann die Radbegleiter mit ihrem Licht dazu. Sie waren nun größtenteils
präsent und ab und zu behinderten sie auch die übrigen Läufer, jedenfalls war
das mein Eindruck. Aufpassen musste man
dann auch noch auf die immer mehr von hinten kommenden schnellen Marathonläufer,
die ja eine halbe Stunde später in Biel losgeschickt wurden und anfangs 3km über
eine etwas andere Streckenführung geführt wurden. Ihr Ziel war dann in Oberramsern bei km 39.
Viel zu früh kam es nun zu einem ersten Rückschlag, den
ich so nicht kannte. Ab etwa Km 22 bekam ich plötzlich anhaltende Brustschmerzen
und Atemnot, die hielten etwa 10-12km an. Ich bekam leichte Panik, weil ich so
was wie gesagt nicht kannte. Der Lauf wurde nun zu einer Quälerei. Ich musste
mich zwingen, nicht aufzugeben. Trotzdem, der Plan war gefasst noch bis Oberamsern durchzuhalten um dann hier bei 38,5 km, dem ersten Teilabschnitt,
aufzugeben. Ich grübelte viel, wo denn diese Symptome herkämen und
schob die Sache auf die schwüle Luft, also Tempo raus und teilweise ging’s mit
schnellen Gehpausen weiter. In Oberramsern angekommen ging es mir schon wieder
besser und beschloss nicht aufzugeben. Einen Sanitäter, den ich befragte, riet
mir, den Lauf abzubrechen. Ich lief aber trotzdem weiter und zum Glück besserte
sich mein Zustand weiter. Andere, mir bekannte Symptome kamen dann später hinzu,
wie Erschöpfungserscheinungen und Müdigkeit. Ansonsten konnte ich mich auf der gesamten
Strecke über keine nennenswerten muskulären Probleme beklagen. Auch die viel befürchteten
Krämpfe in den Beinen blieben aus und das linke Knie, was sich noch beim
Rennsteiglauf bemerkbar machte, meldete sich nicht.

Bedingt durch die
drückende Luft wurde keine Verpflegungsstelle ausgelassen, sehr sehr viel getrunken,
es könnten wohl 10 Liter über die ganze Strecke zusammengekommen sein,
eigentlich viel zu viel!
In Kirchberg, bei 56,1 km, dem zweiten Teilabschnitt,
war ans Aufgeben nicht mehr zu denken, es ging mir eigentlich gut. Hier
wechselte ich mein T-Shirt und Schuhe aus und ließ mich dann auf eine längere
Massagepause ein, die mir ca. eine halbe Stunde meiner Laufzeit kostete.
Hinterher war ich der Meinung und ärgerte mich auch eigentlich ein wenig, dass
diese selbst auferlegte Pause nicht nötig gewesen wäre. Sollte ich nochmals in
Biel laufen, werde ich dieses Angebot dann nicht mehr nutzen. Einen Vorteil hatte ja die Pause, es war wieder hell
geworden. Bei der Ankunft in Kirchberg war es teilweise noch Dunkel, den
anbrechenden Tag konnte man erahnen. Nach der Wiederaufnahme des Laufes brauchte
ich hiermit auch nicht mehr meine Lampe für den dann gleich beginnenden, so
genannten "Ho Shi Minh Pfad". Diesen Weg lief ich dann fasst vollständig. Meiner
Meinung nach hat dieser Wegabschnitt diesen Namen nicht mehr verdient. Weiter
ging es dann auf dem unendlich lang erscheinenden Weg nach Bibern. Hier am
Kilometerpunkt 76,6, Ende der dritten Teilstrecke, kann man mit Wertung
aussteigen, dass tun dann aber nur wenige, auch ich dachte nicht daran. Ab hier
sind es ja nur noch etwa 24km bis ins Ziel.
Ab Bibern gab es noch einmal ein paar merkenswerte
Anstiege bis dann flache, längere Streckenabschnitte an der Aare entlang
folgten. Hier habe ich immer mehr Gehpausen eingelegt und auch sehr viel Zeit
verloren, sammelte wieder etwas Kraft, denn zum Schluss hin gab es ja dann
noch den letzten Anstieg nach Pieterlen. Ab hier ging es im leicht
welligen Kurs bis nach Biel. Ab Kilometer 95 wurde dann jeder Kilometerabschnitt
angezeigt, dass motivierte zusätzlich, es war ja nun nicht mehr weit. Zum Ende
hin hatte ich dann noch so viele Kraftreserven, um einen schnelleren aber
entspannten Zieleinlauf zu absolvieren. Das Gefühl kurz vor und bei Überquerung
der Ziellinie ist unbeschreiblich. Im Ziel fühlt man sich dann nach der
erbrachten Leistung wie ein Held.
Lieber Veranstalter, schaut Euch mal die
Versorgung der Läufer nach dem Zieleinlauf z.B. beim Rennsteig Super-Marathon an. Die
Medaille, noch in Plastik verpackt, wurde einem wie beim Discounter in die Hand
gedrückt. Es fehlten im unmittelbaren Zielbereich genügend Sitzmöglichkeiten, um
kurz seine müden Knochen zu entspannen, man hatte ja immerhin 100km! in den
Beinen. Einen Versorgungsstand mit der Vielfalt der Verpflegung wie unterwegs
wurde auch nicht nur von mir vermisst.
Trotz des leicht getrübten Gesamtbildes bleibt wohl noch lange eine überwiegend positive Erinnerung im Gedächtnis.
Anmerkend sei erwähnt, dass die Eishalle und nebenstehende Curlinghalle demnächst abgerissen werden und auf dem frei werdenden Platz im nächsten Jahr ein vollkommenes neues Sportzentrum entsteht. Vielleicht wird sich dann auch organisatorisch einiges ändern.
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POSITIV
- ich habe es geschafft und bin glücklich, dass ich unterwegs nicht aufgegeben habe (wieder mal mehr eine Kopfsache)
- der angekündigte Regen zum Morgen kam nicht
- Nachmeldung ohne Probleme, sehr freundliche Helfer
- Versorgungsstellen unterwegs waren sehr gut ausgestattet
- eigener Versorgungs-, Kleiderrucksack kann in Kirchberg stationiert werden (umziehen innerhalb geschlossener Räume)
- heiße Dusche im Ziel
NEGATIV
- Schwüle, drückende Luft, besonders in der ersten Nachthälfte - dafür kann aber der Organisator nichts ;-)
- schlechte Versorgung der Läufer im Zielbereich, unpersönliche Medaillenübergabe
- unterwegs manches Mal leichte Behinderungen durch einige Radbegleiter
- in Biel selber schlechte Verkehrsführung rund um die Eishalle, kaum vorhandene bis gar keine Leitschilder zum Veranstaltungsort
- Lagepläne der Veranstaltung rund um die Eishalle etwas unübersichtlich
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B
ekanntlich hat die GPS-Uhr von Garmin eine Akkukapazität von etwa 11-12 Stunden. Meine drei Jahre alte Uhr hielt in den letzten Tests etwa 10 Stunden, also musste diese "Lebenszeit" irgendwie verlängert werden. Mein mobiles Ladegerät/Craddle für die Uhr war nicht ganz in Ordnung, hatte selber kaum Kapazität, konnte somit den Forerunner unterwegs nicht richtig nachladen. Die Lebenszeit der Uhr hat sich somit nur um etwa eine Stunde verlängert, somit hatte sie sich dann bei 87,33 km = 11:29:43 abgeschaltet, Schade. Die restliche Strecke bis zum Ziel in der Route habe ich dann nachgezeichnet.

13:23:02 = 100,00 km
Zwischenzeiten:
38,5 km = 4:44:18 = Oberramsern = 38,8 km Strecke laut Forerunner
56,1 km = 6:51:45 = Kirchberg = 56,45 Strecke laut Forerunner
76,6 km = 10:06:23 = Bibern = 77,20 km laut Forerunner